KOMMENTAR ZUM STANDARD 188  (1998)
Von Dr. Dominique Crapon de Caprona.
Übersetzung Dr. Bernd Fritzsch


Der neue Sloughi-Standard, vom FCI im letzten Jahr (1998) eingeführt, hat in vielen Punkten die vorangegangene Fassung verbessert, hat aber gleichzeitig neue Kriterien eingeführt die widersprüchlich sind zu dem was wir über den Sloughi seit seiner Anerkennung durch den FCI in 1935 gelernt haben.  Im Folgenden wird diese Neufassung in deren Einzelheiten beleuchtet. 
 

Die englische Übersetzung
Bevor wir uns mit dem Inhalt befassen, sollte man zuerst diese neue englische Übersetzung begrüssen, die, trotz einiger Tipp- und Buchstabierfehler (z.B. licence statt license, confort statt comfort, depigmented statt unpigmented), wesentlich flüssiger zu lessen ist als die vorangegangene Fassung.
Die Übersetzung ist nur an drei Stellen etwas irreführend:
1) Fehler in der Umrechnung der Mase von 'cm' zu 'inch', die schon in der vorherigen Übersetzung vorhanden waren, sind leider nicht vollständig korrigiert worden, und sollten, nach der internationalen Umrechnungstabelle von 1" (inch) = 2.54 cm, wie folgt lauten: 
Widerristhöhe
Rüden: 26.4” – 28.3”, Hündinnen: 24”- 26.7 “ 
Körperverhältnisse
Bei einem Rüden der Idealgröße von 27.6” (70 cm) sollte die Körperlänge 26.4”-26.7” sein.
Bei einer Hündin der Idealgröße von 25.6 “(65 cm) sollte die Körperlänge 24.4”-24.8” sein
Schädelbreite:
12-14 cm entspricht 4.7”-5.5”
2) Der französische Ausdruck “garrot marqué” meint “Widerrist betont" und nicht “Widerrist gut  herausragend” was den Leser zum Glauben verleidet das der Sloughi die Vorderhandkonstruktion eines Saluki oder Afghanen hat, mit einer betonten Schrägstellung des herausragenden Widderists.  Der Widerrist eines gut trainierten Sloughis, wie wir ja seit 1935 wissen, ist betont aber kaum sichtbar von der Seite. 
3) Bezüglich der Bauchlinie, der Ausdruck "neither abruptly cut up nor whippety" übersetzt sehr ungenau das französische "ni heurtée, ni harpée" was bedeutet das die Bauchlinie weder abrupt ist noch die Form einer Harfe (Musikinstrument) hat.  Im französischen Original wird kein Bezug zum Whippet gemacht.

Der Inhalt des Standards   Die Verbesserungen:
1) Der Standard beginnt mit einer wesentlichen Verbesserung bezüglich der Geschichte der Rasse.  Die Feststellung das der Sloughi seit mehreren Jahrhunderten in Nordafrika existiert hat ist neutral und sollte der vorherigen spekulativen Bemerkung, das diese Hunde aus dem Orient kommen, vorgezogen werden, da dieses von niemandem derzeit bewiesen werden kann.
2) Der Biß wird nun als Scherengebiß beschrieben und nicht als Zangengebiß.  Dies ist vernünftig da nahezu alle Sloughis ein Scherengebiß haben.
3) Die Rute ist nun genauer beschrieben als an der Spitze gebogen, ein auffälliges Merkmal das im alten Standard übersehen worden war. Noch besser wäre es gewesen wenn dies als aufgebogen beschrieben worden wäre.  Erwähnenswert ist auch das diese Aufbiegung nicht nur in der Ruhe sondern auch in der Bewegung zu sehen ist.
4) Der Gang ist endlich beschrieben.
5) Die Beschreibung der Fellfarben ist genauer und vollständiger.
6) Die genaue und getrennte Auflistung der Schönheitsfehler und eliminierenden Fehler ist eine bedeutende Verbesserung und erlaubt nun eine Abstufung der Bedeutung der Fehler.  Besonders Erwähnenswert ist die Differenzierung von kleinen weißen Flecken (ein kleiner Fehler) von den eliminierenden weißen Abzeichen (weiße Stiefel, extensive weiße Abzeichen).  Die Differenzierung zwischen diesen weißen Abzeichen war in dem vorherigen Standard sehr verwirrend. 

Unveränderte Unzulänglichkeiten des vorherigen Standard.
1) Es ist wünschenswert das ein Unterschied gemacht wird zwischen den hängenden Ohren eines Sloughis in Ruhe, und den nach hinten getragenen Ohren eines Sloughis in Bewegung.
2) Der Ausdruck 'flache Rippen' ist immer noch genauso irreführend wie in dem alten Standard. Die mit dem Brustbein verbundenen Rippen sind flach, im Gegensatz zu faßförmig oder gewölbt, aber die letzten freien Rippen sind im Sloughi mehr gewölbt.
3) Der Ausdruck das die Augenfarbe bei hellem Haarkleid bersteinfarben sein kann ist irreführend.  Rotgestromte, rot-schwarz gestromte oder Sloughis mit einem schwarzen Mantel können bernsteinfarbene Augen haben.  Dies kommt jedoch zum Teil durch den Kontrast zwischen der Augenfarbe und dem schwarzen Gesicht zustande was das Braun der Augen heller wirken lässt als auf einem sandfarbigen Hintergrund.  In rotgestromten Sloughis sind jedoch die Augenfarbe und Fellfarbe oft aufeinander angepasst und die Augen sind wirklich bernsteinfarben (topaz) und nicht dunkelbraun.

Neue, verwirrende Angaben:
1). Maßangaben der Propotionen. 
Zu den Maßen des vorangegangenen Standards sind nun Ausmaße und Größenverhätnisse zugefügt worden.  Das in der englischen Übersetzung benutzte 'should be (sollte sein)' ist der in der französischen Version benutzten Wortwahl vorzuziehen welche in den letzten beiden Sätzen nicht das französische Äquivalent 'devrait être (sollte sein)' sondern 'est (ist)' verwendet, eine mehr beschränkte und unbeugsamere Beschreibung dieser Verhältnisse die wenig Spielraum für natürliche Variationen zulässt. 
Obwohl solche Maße und Verhältnisse gute Werkzeuge sind um einen klaren Eindruck der Größenverhätnisse dieser Rasse zu erhalten, so sind sie doch von wenig praktischem Nutzen da keine Messungen auf Auststellungen vorgenommen werden.

2). Beschreibung der Rückenlinie:
Mehrere Angaben sind hier im Widerspruch:
“sanft und gleichmäßig gerundet, hervorstehende Hüfthöcker die ungefähr gleich oder hoher sind als der Widerrist.”
“Widerrist hervorstehend”
“Rücken; kurz, nahezu horizontal”
“Lende:….breit und leicht gebogen”
Fehler: “ Rückenlinie nicht horizontal”.
Es gibt zwei Anfügungen zum vorherigen Standard.  Die Beschreibung des Widerrists, welcher bis jetzt kein Thema beim Sloughi war, und die Angabe das die Hüfthöcker höher als der Widerrist  sein können.  Die letztere Angabe erscheint wie ein Satz direkt aus dem Azawakh Standard.
Die Rückenlinie des Sloughis kann sicherlich weder horizontal sein, wenn der gleiche Hund auch noch einen Widerrist wie ein Saluki oder Afghane besitzen soll und seine Hüften höher als sein Widerrist sein sollen wie bei einem Azawakh, noch kann sie über der Lende leicht gebogen sein mit solch einem Gebäude.
Obwohl die Übersetzung von 'garrot marqué (Widerrist betont)' als 'well projecting withers (Widerrist gut herausragend)' eine Uberbetonung ist, so ist doch festzuhalten das der Widerrist nun als mehr betont gesehen wird als in der Vergangenheit.  Ein solcher Widerrist, kombiniert mit hohen Hüftknochen, würde eine Rückenlinie wie ein Sattel ergeben und mit dem vorliegenden Standard wäre ein Sloughi mit solch einer Rückenlinie erlaubt!  Solch eine Rückenlinie wurde in der Vergangenheit als ein Fehler betrachtet, zum Teil deshalb weil sie Kreuzungen zwischen Sloughi, Azawakh und Saluki andeutete.
Die richtige Rückenlinie des Sloughis war immer nahezu gerade vom Widerrist an, mit einem leichten Bogen über der Lende, Hüfte und Widerrist sind nahezu auf der gleichen Höhe.

3). Beschreibung der Bauchlinie.
Wir müssen uns hier zwei Aussagen genauer ansehen:
“Brustbein lang und hochgezogen”
“die Brustlinie ist gleichmäßig gebogen”
Das Brustbein des Sloughis ist lang und gerade, die Bauchlinie ist zwischen dem Brustbein und dem aufgezogenen Unterbauch hochgezogen, gerade da wo die letzten vier freien Rippen ihre knorpeligen Fortsätze hintereinander aufreihen.  Das Brustbein ist ein Knochen welcher nach vorn (Vorbrust) hochgezogen ist nicht jedoch nach hinten (Unterbauch). 
Wäre das Brustbein nach oben gekippt so wäre die Bauchlinie eine gerade, diagonal Linie vom Ellenbogen zum Bauch, sie wäre nicht 'gleichmäßig gebogen', und würde , in Verbindung mit den flachen Rippen, einen sehr eingeschränkten Brustraum bieten, nicht gerade eine gute Eigenschaft für so eine schnell jagende Rasse mit einer grossen Lunge und Atmungskapazität. 
Zusammenfassend läßt sich festhalten das dieser neue Standard viele Schritte in die richtige Richtung gegangen ist, jedoch einige Schritte in die verkehrte Richtung genommen hat und man kann nur hoffen das Richter einige der problematischen Aussagen nicht zu wörtlich oder zu ernst nehmen.  Letztendlich hoffen wir das die FCI Standard Kommission es für Wert hält sich den derzeitigen Standard nochmals genauer anzuschauen um einige fragwürdige Aussagen klarzustellen oder zumindest deren Widersprüche zu korrigieren.

Copyright 1999 Dominique de Caprona 
 

 

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