PRESERVING--BREEDING-GENETICS-HISTORY-STANDARD/MORPHOLOGY-NORTH AFRICAN EFFORTS ARTS/CULTURE
Genetik

Sloughi, Saluki, Saluqi:
genetische Information trennt Sprachspielerei von Fakten

Dr. M-Dominique Crapon de Caprona und Dr. Bernd Fritzsch
Uebersetzung mit Hilfe von Patricia Lauer
© Fritzsch/de Caprona 2004

“ Orientalische Windhunde: 1. Slughi, Tazi oder Gazellen-Hund, oder Slughi shami….II. Ahk-Tazeet oder Kirgisicher Windhund….III. Der Nord-Afrikanische Slughi, oder der Slughi der Sahara….IV. Der Barukhische Hund oder Afghanischer Windhund…..V. Der Rampur Hund oder Windhund von Nord-Indien….VI. Der Poligar Hund oder Windhund von Süd-Indien…..
Ziel all derjenigen, die die östlichen Windhunde importiert haben und diese Hunde in diesem Lande (England) züchten, sollte es sein, die verschiedenen Varietäten klar zu erhalten, da diese in vielen Fällen sehr sorgfältig in ihrem Heimatland erhalten wurden.  Das geschichtliche Interesse, dass an jede dieser Rassen angeknüpft ist, ergibt für sich alleine bereits einen ausreichenden Anreiz, sich so zu verhalten.”
(Amherst, 1907Oriental Greyhounds in Cassell’s New Book of the dog, ed. R.Leighton Ch.LVI, London))


Sloughi 

Smooth Saluki       ~    Feathered Saluki 
 Seitdem Windhunde, Greyhounds oder Sloughis/Salukis von ihren Ursprungsländern in Asien und Afrika in den Westen importiert wurden, war ihr Ursprung von vielen Geheimnissen umgeben.  Mit Ausnahme der Greyhounds und einiger glatthaariger Hunde des Mittelmeerraumes, sehen offensichtlich sehen keine der anderen 420 oder mehr Hunderassen (von denen die AKC nur weniger als die H, so aus wie diese Windhunde.  Ihre Schnelligkeit und Ausdauer, ihre elegante Erscheinung und ihr nobles Verhalten haben alle zu der Faszination beigetragen, den diese Hunde auf westliche Hundeliebhaber ausgeübt haben.  Altertümliche Bilder zeigen windhundähnliche Tiere, die den dort gegenwärtig lebenden Tieren sehr ähneln.  Deshalb haben einige Hundefreunde angenommen, dass der Saluki eine alte Rasse ist, die vor über 2000 Jahren entstand und vielleicht sogar die älteste domestizierte Hunderasse darstellt. Bilder, die man in Ägypten und in Tepe Gawra fand, suggerieren sogar, dass diese glatt- und langhaarigen Hunde noch älter sind und vielleicht schon zu den frühesten Hochkulturen gehörten, die wir gegenwärtig kennen.  Wie dies auch immer sein mag, die diskontinuierliche Kulturgeschichte vieler Länder in Nord-Afrika oder Südost-Asiens lassen Zweifel daran aufkommen, ob eine ungestörte, kontinuierliche und rassenorientierte Zucht über solch lange Zeiträume möglich war.  Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, dass es bei der weiträumigen Verbreitung dieser Windhunde, gepaart mit dem teilweise schwierigen Zugang zu einigen Gebieten, zu einer geographischen Zersplitterung und einem damit einhergehenden beschränkten Gen-Austausch gekommen ist, der letztendlich zu einer veränderten genetischen Zusammensetzung der verschiedenen geographisch isolierten Gruppen geführt haben könnte.  Trotz alledem scheint es, basierend letztendlich auf äusserlichen Merkmalen, die in vielen Fällen nicht mit anderen, weniger verwandten Hunderassen geteilt werden, dass man alle diese Hunde des Orients und Nordafrikas in einer einzigen Gruppe von ähnlich gebauten Hunden zusammenfassen kann:  den hängeohrigen Windhund zahlreicher gegemwärtigen nationalen und internationalen Hundezuchtverbände.

 Unter den vielen Windhundformen Afrikas und des Mittleren Ostens hat keine mehr Emotionen ausgelöst als die Sloughi/Saluki/Saluqi Gruppe von Windhunden.  Zum Teil hat sich dabei die Debatte um den Namen gedreht, der im Arabischen einfach ‘Windhund’ bedeutet.  Da in einer Region normalerweise nur ein Windhundtyp existiert, gab es einfach keinen Grund etwas anderes als den generellen Namen zu verwenden, da dieser ebenso die lokale Spielart umfasst.  Natürlich hat diese sprachliche Unschärfe zwischen einem generellen und spezifischen Namen, verknüpft mit den verschiedenen Übersetzungen des Arabischen in europäische Sprachen, gepaart mit der Tatsache, dass das umgangssprachliche ‘Sloughi’ frei mit dem klassischen ‘Saluki’ substituiert werden kann, zu einem semantischen Wirrwarr geführt.  Diese Verwirrung ist sehr genau in dem Buch der Waters über den Saluki dargestellt, und dem Leser wird empfohlen, die Details dort nachzulesen ('The Saluki in History, Art and Sport," von Hope & David Waters, David & Charles, 1969).

 In modernenr Zeit wurde der nordafrikanische Sloughi (hiernach einfach als Sloughi bezeichnet) zuerst von den französischen Nordafrikakolonien nach Frankreich gegen Ende des 18ten Jahrhundert importiert.  Diese Hunde waren in Frankreich seit 1850 durch die Bücher des Generals Daumas gut bekannt und wurden auch in einigen internationalen Hundeausstellungen vorgeführt.  Seit August Le Gras Ende des 19ten Jahrhunderts Sloughis von Afrika eingeführt hatte, war Holland ebenfalls ein bedeutendes ‘Heimatland’ des Sloughis.  Bilder von befederten Hunden gibt es auf den europäischen Kontinent seit etwa 1700, und wurden sporadisch in Grossbritannien seit dem 18ten Jahrhundert gesichtet.  Es war jedoch erst um die Wende zum 20zigten Jahrhundert , als ein ernsthaftes Züchten des importierten ‘Slughi shami’ (wie sie diese damals nannte) durch Lady F. Amherst in England begann, kurz darauf gefolgt von den gefederten Windhunden des Brigadier Lance.  Nach dem Ersten Weltkrieg, und mit dem Untergang des türkischen Reiches hatten nun sowohl Engländer als auch Franzosen zugriff zum Mittleren Osten und brachten viele Salukis von dort mit zurück.  Überraschenderweise erschien es, als ob der Saluki (so bezeichnet seit 1923 in England) in zwei Spielarten vorkam, einer gefederten  und einer glatthaarigen Spielart.  Da diese Hunde aus dem Mittleren Osten viele Gemeinsamkeiten mit dem glatthaarigen nordafrikanischen Sloughi als auch mit glatthaarigen windhund-ähnlichen Tieren auf alten ägyptischen Wandmalereien zeigten, wurde logischerweise die Frage nach den verwandtschaftlichen Beziehungen dieser Hunde erhoben.
 Die während des letzten Jahrhunderts entstandenen unterschiedlichen Betrachtungen dieses Problems lassen sich wie folgt zusammenfassen:

1) Nordafrikanische Sloughis gehören ebenso wie Salukis zur Gruppe der hängeohrigen Windhunde, sind aber nicht enger miteinander verwandt als der Saluki mit den weiter östlich lebenden Windhundverwandten, dem Afghanen oder dem Tazi oder Taigan der Steppe. Die Argumente für diese Betrachtung beinhalten im Kern die Annahme einer geographischen Isolierung des Sloughis in der Weite Nordafrikas.  Auf einer morphologischen Ebene baut diese Annahme auf die erkennbaren Unterschiede dieser Rassen auf, die jetzt auch zum Teil in den gedruckten Rassebeschreibungen wiederzufinden ist, und argumentiert, dass die erkennbaren Unterschiede zwischen den Rassen bereits in den Ursprungsländern entstanden sind und getrennt gehalten werden sollten. Wir werden im weiteren diese Idee als ‘Sloughi Hypothese’ bezeichnen.

Bild 1:  Der heutige Sloughi und Saluki ist jeweils eine eigenständige Rasse,  die eine möglicherweise geringe genetische Überlappung miteinander, als auch mit anderen Hunderassen aufzeigt.

2) Im Gegensatz zu dieser Idee steht die Annahme, dass die verschiedenen geographischen Spielarten durch kontinuierliche Kreuzungen im genetischen Fluss miteinander stehen und das alle südwestasiatischen sowie afrikanischen Windhunde eine einzige weitverbreitete Rasse darstellen.  Hier wird also angenommen das die im Westen als Afghanen, Saluki und Sloughi bekannten und nun als einzelene Rassen registriert Gruppen nur Artefakte einer kleinen Gründer-Gen-Gemeinschaft darstellen, die nicht die tatsächlichen Gegebenheiten in den Ursprungsländern widerspiegelt die eine Kontinuität sowohl auf der genetischen als auch auf der morphologischen Ebene zeigen.  Wir werden diese Hypothese als “Saluqi Hypothese’ bezeichnen. 

Bild 2: Der heutige Sloughi/Saluki/Tazi/Afghan/Taigan stellt Spielarten einer einzigen Rasse dar, dem Saluqi, der nur geringe Überlappung mit anderen Hunderassen zeigt.

3) Eine Spielart dieser letzteren Idee ist die Annahme, dass es unter den afrikanischen und orientalischen Windhunden drei Formen gibt, die besonders miteinander verwandt sind: die glatthaarigen und gefederten Salukis des mittleren Ostens mit den glatthaarigen Sloughis und Azawakhs von Afrika.  Diese Idee nimmt weiterhin an das der Saluki ist die Ursprungsrasse aller drei Rassen und das der afrikanische Sloughi und Azawakh aus dem Saluki herausgezüchtet wurde nach der arabischen Eroberung von Nordafrika im 7ten Jahrhundert.  Wir werden diese Idee als “Saluki Hypothese’ bezeichnen.


Bild 3:  Der Sloughi ist eine Spielart des Saluki, mit möglicherweise geringer Überlappung mit anderen Rassen.






















Zahlreiche Argumente wurden über die Jahre von den Protagonisten und Antagonisten jeder dieser 3 Hypothesen vorgebrachtMit der vor kurzem erarbeiteten Analyse der miochondrialen DNS von 654 Hunde aus 124 bekanntne Rassen als auch andere lokale Hunde sowie Wolf-Populationen können nun die Randannahmen der oben dargelegten Ideen erstmals überprüft werden.  Die analysierten Proben beinhalten unter anderem 8 Sloughis, 15 Salukis, 6 Taigans, 1 Tazi, 10 Basenjis und 5 Afghanen. 
Die Untersuchung hat einen circa 582 Basenpaaren enthaltenen Abschnitt der DNS der Mitochondrien sequenziert.  Dieses genetische Material wird nur durch mütterliche Linie vererbt, da männliche Spermien ihre Mitochondrien beim Eintritt in die Eizelle verlieren.  Deshalb bietet eine solche Analyse einzig und allein Einblick in die mütterliche Seite einer Bevölkerung, unabhängig davon wie die männliche Seite aussah und wie deren genetische Zusammensetzung war.  Eine Analyse der männlichen Seite der Vererbungsgeschichte ist ebenfalls möglich durch eine Untersuchung des Y-Chromosoms, da dieses ausschliesslich von Rüde zu Rüde vererbt wird, ohne jeglichen Beitrag der Hündin.  Solch eine Untersuchung ist bereits in Arbeit (P. Savolainen, pess. Mitteilung), aber Fakten sind noch nicht erhältlich.
 Wir verwenden im Folgenden die von Dr. Savolainen erarbeiteten mtDNS Daten, um die den drei oben vorgestellten Hypothesen zugrundeliegende Annahmen zu überprüfen.  Insbesondere wollen wir folgendes wissen:
1) Sind Sloughis und Salukis genetisch unterscheidbar oder nicht?  Genetische Abtrennung würde die Sloughi Hypothese unterstützen (Bild 1), vollständige Überlappung die des Saluqi (Bild 2) oder Saluki (Bild 3).
2)  Gibt es eine genetischen Überlappung mit anderen geographisch überlappenden Rassen, die möglicherweise in der Vergangenheit mit dem Sloughi oder Saluki gekreuzt wurden?  In anderen Worten, sind diese Windhundrassen genetisch an ihren Ursprungsort gebunden unter Beibehaltung eines einzigartigen Erscheinungsbildes?  Logischerweise, je mehr genetischer Austausch zwischen Windhunden mit geographisch überlappenden, aber von anderen Merkmalen her ganz anders aussehenden Rassen stattgefunden hat, desto unwahrscheinlicher ist es, über Jahrhunderte eine rassenspezifische Zucht betrieben wurde. ‘ 
3) Haben Salukis und Sloughis Gene, die nicht bei anderen Rassen vorkommen?  Sollte die Mehrheit oder alle Sequenzen einer bestimmten Rasse einzigartig sein, so würde dies auf eine langzeitliche Züchtung von nur einer Rasse spezifischen ‘Stammutter’ schliessen lassen und dies würde die Hypothese stützen das Sloughis und Salukis getrennte Rassen sind.

Der Sloughi:
Die sechs Sequenzen, die bei den acht Sloughis gefunden wurden, zeigen, dass 50 % nur beim Sloughi vorkommen und nicht bei anderen bisher untersuchten Rassen (A4, A10, A33; jeweils 2, 2 und 1 Tier).  Von den drei mit anderen Rassen überlappenden Sequenzen existiert eine in einer anderen afrikanischen Rasse, dem Basenji (A5, 1 Tier), aber auch bei drei Rassen aus Japan, Tibet, und Sibirien.  Eine andere Sequenz findet sich auch bei acht anderen Rassen (A22, 1 Tier): Boxer, englischer Setter, irischer Wolfshund, Nguni und Sica (beide aus Afrika), schottischer Deerhound, Bernhardiner, und tibetischer Terrier.  Die letzte Sequenz (B1, I Tier) gehört zu einer anderen Sequenzgruppe und ist die einzige Sequenz, die auch beim Saluki vorkommt, jedoch auch bei 23 anderen bekannten Rassen sowie zahlreichen Hunden aus China und Indonesien.  Unter diesen Rassen befinden sich der Dackel, der Dobermann, der finnische Spitz, der Pekinese, der ‘Golden Retriever’, der Samojede und der Shiba (Bild 4).  Alle Sequenzen wurden von Sloughis gewonnen die mütterlicherseits entweder in jüngster oder schon weiter zurückliegender Zeit aus Nordafrika stammen und von denen einige die zahlreichen in Europa und Amerika etablierten Zuchtlinien vertreten. 

 Dr.   Savolainen und Mitarbeiter haben eine Mutationsrate errechnet die für einen Basenaustausch 26,000 +- 8,000 Jahren beträgt.  Die drei nur beim Sloughi gefundenen Sequenzen sind mindestens eine oder mehr Basen von Sequenzen anderer Rassen entfernt.  Dies lässt vermuten, dass die Nachkömmlinge dieser drei Linien seit einigen tausend Jahren in Nordafrika gelebt haben.  Diese Vermutung wird noch dadurch unterstützt, dass es Sequenzen gibt, die auch beim Basenji, dem Nguni and dem Sica vorkommen, alles afrikanische Rassen, die man nun nur südlich der Sahara findet.  Die geographische Verbreitung anderer Rassen mit dieser Sequenz (A5) könnte auch auf eine auf eine alte Stammform hindeuten, die deshalb so weit in Euasien und Afrika verbreitet ist.  Die anderen beiden überlappenden Sequenzen können unterschiedliches bedeuten.  Die Sequenz, die mit nur wenigen anderen Rassen gemeinsam ist (A22), könnte vielleicht auf die Invasion von Nordafrika durch die germanischen Stämme im 5-6ten Jahrhundert hinweisen, oder könnte einfach eine weite Verbreitung über Europa, Asien und Afrika darstellen, die zu keinem Kernereignis zuzurechnen ist.  Gleicherweise kann man die gemeinsame Sequenz mit dem Saluki (B1) nicht als Beweis der Besetzung Nordafrikas durch die Araber und ihrer Hunde im 7ten Jahrhundert annehmen, da dies genausogut auf viel weiter zurückliegende Ereignisse beruhen könnte, da auch diese Sequenz mit zahlreichen, weitverbreiteten Rassen gemeinsam ist. Leeider kann uns diese Studie folgende Fragen nicht beantworten:  war die mütterliche Linie ein Sloughi oder kommen die Mitochondrien von anderen, vielleicht ausgestorbenen Rassen?  Auch die zeitliche Basis dieser Ereignisse lässt sich nicht festlegen. 

 Am besten stimmen die Ergebnisse mit der Überlegung einer geographischen Isolation überein, in die drei weiter verbreiteten mütterliche Linien zusätzlich eingekreuzt wurden.  Die nur beim Sloughi gefundenen Sequenzen sprechen stark für eine genetisch einzigartigen Windhund  und die gemeinsamen Sequenzen mit dem Basenji, Sica und Nguni zeigt das der mütterlichen Ursprung dieser Rasse in Afrika legt, wo diese Rasse vielleicht seit Tausenden von Jahren gelebt hat.

Der Saluki:
Die acht Sequenzen der 16 untersuchten Salukis sind zu 25% einzigartig für Salukis und kommen nicht bei anderen bisher untersuchten Rassen vor (A43, B15, jeweils 1 Tier).  Sechs anderen Sequenzen kommen bei anderen Rassen vor (Bild 5).  So findet sich A9 (1 Tier) auch beim Basenji, A26 (2 Tiere) kommt auch bei dem rauhaarigen Foxterrier von England vor, und A 15 (1 Tier) findet sich auch bei dem koreanischen Jindo und dem Akbasch der Türkei.  Die drei Sequenzen, die auch bei vielen anderen Rassen vorkommen, umfassen 37,5%.  B2 (7 Tiere) findet sich auch bei dem Afghanen, dem Akbasch, dem Kanaan Hund, dem Taigan und dem Tazi von Kazachstan.  B1 (2 Tiere) ist die einzige Sequenz, die auch beim Sloughi vorkommt, allerdings auch bei 23 anderen Hunderassen sowie zahlreichen Hunden aus China und Indochina.  Unter diesen Rassen befinden sich der Dackel, der Dobermann, der finnische Spitz, der Pekinese, der ‘Golden Retriever’, der Samojede und der Shiba (Bild 4).  A 11 (1 Tier) kommt auch bei mehr als 35 anderen Rassen vor (Akbasch, Akita, Jindo, Kangai, Pekinese, Rottweiler, Taigan, Thai Ridgeback, Whippet und einigen Hunden aus China).  Alle Sequenzen wurden von aus dem mittleren Osten stammenden Salukis gewonnen oder sind von Hunden, die in Europa und Amerika gezüchtet wurden. 

 Diese Befunde zeigen, dass die genetische Zusammensetzung des Salukis mit zu den genetisch vielgestaltigsten aller Hunde dieser Untersuchung gehören.  Ganz klar ist, das diese Daten nicht die Annahme unterstützen, dass der Saluki von einer einzigen ‘Saluki-Eva’ abstammt.  Geographisch überlappende vorderasiatische Rassen wie der Kanaan Hund und der Akbasch tauchen mehrfach unter den mit dem Saluki verwandten Rasen auf.  Ob dies deshalb so ist, weil man diese Rassen in den Saluki hineingezüchtet hat oder umgedreht, ist unklar. Es ist auch bemerkenswert, dass der Saluki Sequenzen hat, die auch bei dem Afghanen, dem Taigan, dem Tazi und dem Barsoi vorkommen.  Da diese Sequenzen jedoch auch bei anderen nicht windhundartig aussehenden Rassenvorkommen, bleibt auch hier die Stossrichtung des genetischen Flusses unklar:  wurde ein Windhundweibchen mit Rüden dieser Rassen gekreuzt oder wurde ein Weibchen dieser Rassen mit Windhund-Rüden gekreuzt.  Solche Kreuzungen könnten bereits Tausende von Jahren alt sein, da die Ergebnisse der vorliegenden Studie keinen Hinweis auf eine weitere zeitliche Einschränkung erlauben.  Der Afghane und der Taigan haben eine nur diesen Rassen zukommende Sequenz, was auf eine möglicherweise weit zurückliegende Verwandtschaft schliessen lässt, jedoch besitzen sie auch Sequenzen, die ebenfalls bei anderen Rassen vorkommen. 

 Diese Daten lassen sich am einfachsten mit der Annahme vereinbaren, dass der Saluki eine Rasse des Mittleren Ostens ist, die allerdings genetisch aufgebläht wurde durch die Einmischung von drei wenigverbreiteten und drei weitverbreiteten mütterlichen Linien.  Nur eine einzige Sequenz ist mit den Sequenzen des Sloughis gemeinsam, die allerdings auch bei 23 anderen Rassen und bei vielen lokalen Hunden aus China und Indonesien vorkommt.  Diese Sequenz kann deshalb nicht als Hinweis auf eine genetische Beziehung der mütterlichen Linie des Salukis insbesondere mit dem Sloughi dienen.  Dies steht im Gegensatz zu den bedeutungsvolleren  mütterlichen Linien, die der heutige Saluki gemeinsam hat mit denen anderer Rassen des Mittleren Ostens wie dem Akbasch und dem Kanaan Hund, aber auch mit anderen Windhunden Asiens.



Saluki    ~    Sloughi

Ein Vergleich des Sloughis mit dem Saluki.
Die hier vorgestellten Befunde zeigen das die Rasse Sloughi nicht nur ein Teil des genetischen Bestandes des Salukis ist und diese deshalb nicht von Windhunden des Mittleren Ostens abstammen die nach der arabeischen Eroberung Nordafrikasr vor ca. 1300 Jahren eingeführt wurden.  Sollte dies in der Tat geschehen sein, so ist dies von so geringem Ausmass gewesem, dass es offensichtlich keinen Einfluss auf die mütterlichen Linien des Sloughi hatte.  In der Tat, die drei nur beim Sloughi gefundenen Sequenzen lassen vermuten, dass zumindest diese drei mütterlichen Linien vielleicht seit einigen Tausend Jahren in Nordafrika beheimatet waren.  Bringt man hierzu noch die Sequenzen ein, die der Sloughi gemeinsam hat mit dem Basenji und anderen afrikanischen Rassen, so ist es möglich, dass bis zu 67 % aller mütterlichen Linien des Sloughis seit sehr langer Zeit in Nordafrika lebten. 

 Die Saluki Befunde zeigen ebenfalls an, dass diese Rasse bis zu 62,5 % von lokalen mütterlichen Linien abstammt, die allerdings vieles gemeinsam haben mit anderen im Mittleren Osten ansässigen Rassen wie dem Akbasch und dem Kanaan Hund.  Die Anzahl der gemeinsamen mütterlichen Linien zwischen Saluki und Akbasch ist grösser als zwischen Saluki und jeder anderen geographisch benachbarten Windhundrasse., einschliesslich des Sloughis.  Diese Befunde sind nicht leicht in Einklang zu bringen mit Vorstellungen, dass der heutige Saluki seit Tausenden von Jahren kreuzungsfrei gezüchtet wurde und deshalb die älteste Reinzuchtrasse aller Hunde ist, nur wenn man annimmt, dass die Kreuzungen mit dem Akbasch sehr weit zurückliegen.  Besonders wichtig ist hier dass nicht-Windhund Rassen, wie der Akbasch und Kanaan Hund, mehr gemeinsame mütterliche Linien mit dem Saluki haben als der Saluki gemeinsam hat mit anderen Windhunden, da dies nicht die Saluqi-Hypothese unterstützt. 
 Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass der gegenwärtige Sloughi und Saluki getrennete Rassen sind die nicht mehr genetische Gemeinsamkeiten miteinander haben als jeder mit vielen verschiedenen anderen Rassen hat. 

 Wir hoffen, mit diesem Aufsatz eine rationalere Basis für weitere Diskussionen zu diesem Problem geschaffen zu haben.  Wir haben bewusst darauf verzichtet, die Quellen der verschiedenen hier vorgestellten Ideen zu zitieren, da wir es jedem ermöglichen wollen, seine Ideen im Licht der hier vorgestellten Befunde neu zu überdenken.  Wir möchten abschliessend noch hinzufügen, dass die hier vorgestellten genetischen Befunde auf einer kleinen Stichprobe basieren und deshalb möglicherweise etwas revidiert werden müssen, sobald mehr Material vorliegt.  Trotz dieser Einschränkung unterstützt das vorliegende genetische Datenmaterial erstmals die schon von F. Amherst und anderen vorgebrachte Überlegung, dass diese Windhundrassen verschieden sind.  Wir möchten deshalb vorschlagen, alles zu tun diese Rassen auch weiterhin so lange eigenständig zu erhalten bis eine vollständige genetische Analyse vorliegt.  Ene gänzliche Auflösung dieses Problems wird erst möglich werden, wenn wir auch die väterliche Seite durch die Analyse des Y-Chromosoms abgeschlossen haben.  Darüber hinaus wird die Korrelation der hier beschirebenen genetischen Unterschiede mit den sichtbaren Merkmalsunterschieden der Rassen erst möglich werden, wenn die gesamte genetische Information der Hunde bekannt ist und die Beziehung von Genen zu bestimmten Eigenschaften geklärt ist, eine Forschung die mit Sicherheit noch viele Jahre dauern wird.

Danksagung: Wir möchten Dr. P. Savolainen für die kritische Begutachtung eines früheren Manuskripts danken.  Dieser Artikel wurde erstmals in Dogs In Review veröffentlicht (2004).
 

Zitate:
Amherst F. 1907. Oriental Greyhounds. In Cassell's New Book of the Dog, ed. R Leighton, pp. Ch LVI. London: Cassell & Co
Savolainen P, Zhang YP, Luo J, Lundeberg J, Leitner T. 2002. Genetic evidence for an East Asian origin of domestic dogs. Science 298: 1610-3
Waters H, Waters D. 1969. The Saluki in History, Art and Sport. Newton Abbot: David & Charles. 112 pp.



Fussnote:  mtDNS Abschnitt
Alle genetische Information (Erbmaterial) besteht aus DNS (Desoxyribonukleinsäure), ein riesiges, doppelspiraliges Molekül, dass aus vier Bausteinen besteht, den Basen, die zwei antiparallele Molekülbänder bilden. Diese Basen sind A,T,C,G (Adenin, Thymin, Cytosin, Guanin). A interagiert mit T, C interagiert mit G.  Diese Interaktion hält die Doppelspirale der DNS zusammen in einer spiegelsymmetrischen komplementären Form.  Man kann sich die DNS als einen biologischen digitalen Speicher vorstellen, der vier Signale hat (die vier Basen), die die Verschlüsselung der Eiweisssequenz beinhaltet. 
Diese genetische Information (DNS) aller Säugetiere ist überwiegend im Zellkern gespeichert.  Zusätzlich kommt noch ein kleiner Teil von Erbmaterial in den Mitochondrien vor, den Kraftwerken der Zellen.  Diese mitochondriale DNS (mtDNS) wird nur mütterlicherseits vererbt.  Männliche mtDNS wird nicht an die nächste Generation vererbt.  Deshalb ist jeder Rüde bezüglich der Vererbung der mtDNA eine Sackgasse.  Eine Analyse der mtDNS ergibt deshalb ausschliesslich Informationen über die mütterliche Seite eines untersuchten Hundes.  Ganz spezifisch wird eine solche Analyse nur Aufschluss über die Mutter, Grossmutter, Urgrossmutter etc. der mütterlichen Seite eines Hundes erbringen.  Da mtDNS, wie jede andere DNS auch, Information in Form der Aneinanderreihung der vier Basen verschlüsselt, kann man die Aneinanderreihung (oder Sequenz) dieser vier Basen vergleichen und damit Rückschlüsse auf die Ähnlichkeit erhalten, die am wahrscheinlichsten auf gemeinsame Vorfahren zurückzuführen ist.  Daher wird die Feststellung der Basenfolge oder Sequenzierung eines DNS Abschnitts Auskunft über die genetische Information und damit die vererbte Ähnlichkeit von Hunden erbringen.  Solch eine Analyse ist vergleichbar mit der Ordnung aller Buchstaben dieser Seite in eine einzelne Linie ohne Unterbrechung, die dann mit vergleichbaren Linien, die aus den Seiten anderer Bücher erworben wurde, verglichen wird. Logischerweise werden nur sehr genaue Kopien dieser Seite eine grosse Ähnlichkeit der Buchstabenfolge über einen solch langen Abschnitt aufzeigen. 

Basenersatz
Wenn die Information, die in der geordneten Folge der Basen der DNS enthalten ist, verändert werden soll, so muss man die Sequenz der Basen abändern.  Solch eine Abänderung nennt man eine Mutation.  Mutationen können verschiedene Dinge bewirken.  In vielen Fällen verändern Mutationene nur eine einzelne Base.  So kann  z.B., ein A durch ein G ersetzt werden. Jeder einzelne Basenersatz findet in der Regel im Verlauf von Hunderten oder gar Tausenden von Jahren statt, je nachdem welche Sequenz gerade untersucht wird.

Das Hundegenom
Das Hundegenom ist die Gesamtheit aller Hundegene oder aller Erbinformation, die in der DNS verschlüsselt ist und von Generation zu Generation in einer gegebenen Wesen vererbt wird.  Das Genom von vier Säugetieren ist bereits sequenziert, das von Menschen, Mäusen, Ratten und Hunden.  Ein Vergleich der Sequenzen hat ergeben, dass 90 % der Menschengene auch beim Hund vorkommen. 

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